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Hier veröffentliche ich einige meiner Entwürfe, Auszüge aus Geschichten, in der Entstehung begriffenen Büchern.

Ines Schepker

Sieben Leben, jetzt.

(Ein Skript, ein Tagebuch, a state of mind)

 

Helfen Sie mir! Glauben Sie: Ich würde niemanden. Bitten, wenn mir nicht immer: der Bürgersteig: das Haus: hören Sie diese dunkle Straße sogar: diese Stadt. Selbst! Immer wieder. Entgleiten würde.“

(aus: Thomas Lehr, Frühling)

 

Parabel. Parabol

„…Zwei Tauben saßen auf einem Dach. Da kam der Jäger und schoss danach. Die eine flog weg, die eine kam wieder. Die andere flog weg. Die andere kam wieder …“*

Ich sitze vor unserem Haus abends im Wind nach ein paar heißen Tagen Ende April. So war es die letzten Jahre: Ende April ganz warm und später ein verregneter Juli. Heute Abend sitze ich vorm Haus und lese einen Artikel über den niedersächsischen Ministerpräsidenten, lege ab und zu den Kopf in den Nacken und schaue über mich ins vielschichtige Blau des Himmels. Wolken ziehen vorüber, hier und jetzt. Viele Formen nehmen die Luftmassen an, vollgefüllt mit Regen. Mit den Tränen aus Jahrhunderten, mit Erinnerung aus längst vergangener Zeit. Mit dem Stoff, aus dem die Träume sind. Wolken ziehen wie meine Gedanken. Ich tauche in die vielen Schichten dieses undurchdringlichen Gewebes. Das ich teile. In dem ich lebe.

He-jo, spann den Wagen an, denn der Wind treibt Regen über`s Land! Hol die goldenen Garben, hol die goldenen Garben…!“**

Umbra, siena, ockergelb; in einem lichterlohen Schattenspiel flackern Bilder auf einer grobkörnigen Leinwand vor mir auf und ab. Ich stehe auf meinem Narrenschiff, und Leinen los, sagt der Kapitän, volle Kraft voraus … Der Fliegende Holländer segelt uns mitten ins 17. Jahrhundert und wieder hinaus - und hat uns bereits hinter sich. Das Goldene Zeitalter trägt ihn durch alle Sturmfluten. Ich bereite ihm seinen fliegenden Teppich in den Orient. Ich schütte scharfe Gewürze in die siedende Milch, dass sie süß werden.

Aus dem hinteren Autofenster schaue ich, noch verschlafen, in das Licht. Die ockergelben Autobahnlichter an den Straßenrändern … schlagartig wach. Stockdunkle Nacht, Licht am Ende des Tunnels. Ich sitze im Fond eines grauen Opel Rekord mit tiefroten Kunstledersitzen. Vor mir: meine alten Eltern Hermann und Ursula. Wir reisen Richtung Norden. Es fühlt sich an wie ein neuer Süden. Sonne im Herzen. Wie einmal auch der helle Schein nach sieben Malen Asche.

(* Satz aus einem Fingerspiel für Kinder

** Text eines Kanons)

 

Meine Nierenbeckenentzündung ist weg, meine Schüchternheit ist verschwunden. Die deutsche Todessehnsucht weicht einer unbändigen wilden Lust auf Leben.

 
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